11.06.2024, 10:25 Uhr • Von Dirk Becker / Westfalenpost Menden
Menden. Immer weniger Chöre bekommen die ersehnte Auszeichnung. Die Aufwertung des Meisterchor-Titels hat auch eine Kehrseite.
Der Jubel ist riesig: Als der gemischte Chor „amante della musica menden“ erfährt, dass er zum siebten Mal in Folge den Meisterchortitel geholt hat, bricht Jubel im Orchesterzentrum NRW aus. Der Titel ist Lohn für ein halbes Jahr intensiver Chorproben. „amante“ ist einer von 14 Chören, die an diesem Tag in Dortmund beim Leistungssingen des Chorverbandes NRW antreten. Zehn von ihnen wollen den Titel, für drei ist diese Hürde zu hoch. „amante“ wird je zweimal mit „sehr gut“ und „gut“ bewertet – und ist damit der drittbeste Chor des Tages.
„Es ist viel schwerer geworden, den Titel Meisterchor zu bekommen.“Thorsten Günner
„Es ist viel schwerer geworden, den Titel Meisterchor zu bekommen“, sagt Thorsten Günner, 1. Vorsitzender von „amante della musica“. Er erinnert sich noch an Zeiten, in denen bei solch einem Leistungssingen 30 bis 40 Chöre auf der Bühne standen. Heute ist es weniger als die Hälfte. Das Wagnis „Meisterchorsingen“ kann auch für etablierte Chöre zur großen Enttäuschung werden. „In Dortmund war auch ein älterer Männerchor dabei, der zuvor neunmal Meisterchor war. Jetzt ist der Titel futsch“, erinnert sich Thorsten Günner. Sein Stellvertreter Matthias Nagel hegt Zweifel: „Ob der Chorverband NRW damit den richtigen Weg geht – ich bezweifele es. Solch rigorose Bewertungen können auch demotivierend sein“, sieht er die Kehrseite der Aufwertung des Titels.
Der Club der Meisterchöre wird immer kleiner. „amante“ hat früher fast selbstverständlich vier Einsen geholt. Solche Wertungen gibt es heute fast nur noch für Ensembles, die schon semiprofessionell arbeiten. „Ich kann diesen Chören ihren Erfolg durchaus gönnen. Sie begeistern mich“, sagt Matthias Nagel. „amante della musica“ aber ist anders – hier kann jede und jeder Mitglied werden. Wer Lust am Singen hat, ist willkommen. Trotz ehrgeiziger Projekte ist „amante“ auch ein Chor, in dem die Gemeinschaft eine große Rolle spielt, auch abseits der Musik. Viele Mitglieder sind Freunde. „Niemand sollte Hemmungen haben, mal zu ein paar Schnupperproben zu kommen“, sagt Thorsten Günner und spricht vor allem die Tatsache an, dass mehr Männerstimmen dem Chor guttun würden.
Guter Zeitpunkt für den Einstieg
„amante della musica menden“ freut sich insbesondere über neue Männerstimmen. Jetzt, nach dem absolvierten Meisterchorsingen, bietet sich eine gute Gelegenheit für den Einstieg. Das nächste Projekt ist das Benefizkonzert am 3. Oktober.
Mit einem Sommerferienprogramm stärkt „amante“ auch abseits der Musik die Gemeinschaft. Verschiedene Aktionen, bei denen der Spaß im Vordergrund steht, erleichtern neuen Sängern das Kennenlernen.
Wer mehr erfahren will, kann sich an den 1. Vorsitzenden Torsten Günner wenden, der per E-Mail an thorsten.guenner@amante-menden.de zu und unter Tel. (02374) 14272 zu erreichen ist. Im Internet zeigt „amante“ unter www.amante-menden.de Präsenz.
Der Weg zum Meisterchortitel war herausfordernd, hat den Mitgliedern aber auch viel Spaß gemacht. Die regulären Proben donnerstagabends, dazu Stimmbildung und Probenwochenende und nicht zuletzt ein Konzert im Zimmertheater Scaramouche haben den Chor in die Erfolgsspur gebracht. Der Meisterchortitel ist ohne weiteres verdient. Fünf weitere Jahre lang darf „amante“ den Titel nun tragen, der mit einer finanziellen Förderung durch den Chorverband verbunden ist.
Musikalisches Highlight am Schluss des Auftritts
Unter der Leitung von Stefan Risse und nach einem Einsingen mit dessen Tochter Johanna hat „amante della musica“ in Dortmund vier Stücke präsentiert. Nach dem durchkomponierten Volkslied „Samiotissa“ (sehr gut, 21,75 Punkte), dem Pflichtchorwerk „Sanctus“ (gut, 18,5 Punkte), dem strophischen Volkslied „Weißt du, wieviel Sternlein stehen“ (gut, 20,0 Punkte) ist mit Wahlchorwerk „I am what I am“ von Gloria Gaynor (sehr gut, 22,25 Punkte) zum Abschluss ein richtiges Highlight gelungen. Dann aber heißt es zittern, fast vier Stunden lang, bis die erlösende Nachricht kommt.
Gefeiert wird der Erfolg natürlich auch, abends im „Salsa“. Das gehört unbedingt dazu, auch Vertreter anderer Chöre, die Stefan Risse dirigiert, kommen zum Gratulieren. Was dieser Erfolg wert ist, wissen sie nur zu gut.